Das Handwerk im Landkreis Kitzingen zwischen „goldenem Boden“ und Nachwuchsmangel

28. Oktober 2016

Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib lud zum Wirtschaftsdialog

Das Handwerk im Landkreis Kitzingen steht auf festen wirtschaftlichen Füßen, wird aber von der Sorge um ausreichenden Nachwuchs umgetrieben. Das war das Ergebnis des Wirtschaftsdialogs der SPD-Landtagsfraktion, zu dem Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib in den Bayerischen Hof in Kitzingen eingeladen hatte. Kreishandwerksmeister Michael Bissert attestierte dem Handwerk in der Kitzinger Region gar „goldenen Boden“. Von 1.311 Betrieben im Landkreis Kitzingen seien 93% mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Mit 570 Mio. € Umsatz im Jahr 2015 stelle das Handwerk ein wichtiges Standbein der regionalen Wirtschaft dar. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Annette Karl (Neustadt an der Waldnaab) ging in ihrem Beitrag vor allem auf den Fachkräftemangel und die Situation der Ausbildung ein. „17,2% der Lehrstellen im bayerischen Handwerk sind nicht besetzt. Um für junge Menschen attraktiver zu werden, müssen familienfreundliche Ausbildungsbedingungen geschaffen und berufliche mit schulischer Bildung gleichgesetzt werden“, so Karl. Der Meisterbrief, so fordert es die SPD, soll mit dem Masterabschluss gleichgesetzt werden. Außerdem sollen berufliche Praktiken mehr in den Schulunterricht eingebaut werden, vor allem in Gymnasien werde zu wenig auf die Möglichkeit einer Berufsausbildung als Alternative zu akademischen Berufen eingegangen. Der stellvertretende Kitzinger Landrat Robert Finster lobte die Zusammenarbeit zwischen Kommunalpolitik und Handwerkskammer, forderte aber mehr staatliche Unterstützung für die Konversion in Kitzingen, um die Regionalwirtschaft zu stärken. „Allein mit der Verlagerung des Staatsarchivs dürfen wir uns nicht abspeisen lassen.“ Der frisch nominierte SPD-Bundestagskandidat für den Stimmkreis Kitzingen/Schweinfurt Markus Hümpfer (Schonungen) forderte eine Mindestausbildungsvergütung für Lehrlinge, um dem Fachkräftemangel und der fehlenden Attraktivität mancher Ausbildungsberufe entgegenzuwirken. Der fränkische Weinbaupräsident Artur Steinmann und der Vorsitzende des Bund der Selbstständigen in Kitzingen Harald Müller lobten den guten Dialog zwischen Wirtschaft und SPD. Steinmann kritisierte aber, dass nach wie vor 6 Prozent der jungen Menschen ohne Abschluss die Schule verlassen: „Da muss mehr getan werden.“ Als ein Hauptproblem des Handwerks und des Mittelstandes sieht Steinmann die zunehmende Bürokratie in allen Bereichen an, einer Einschätzung, der sich auch andere Unternehmer beim SPD-Wirtschaftsdialog anschlossen. Angesprochen wurde auch die Eingliederung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Stadt- und Kreisrätin Astrid Glos sah darin die „beste Möglichkeit für funktionierende Integration.“ Von Unternehmern wurde allerdings darauf hingewiesen, dass hierfür sowohl bürokratische Hemmnisse abgebaut wie auch die Sprachvermittlung früher und konsequenter einsetzen müsse.

(v.li.) Robert Finster, Volkmar Halbleib, Michael Bissert, Annette Karl, Markus Hümpfer, Astrid Glos und Artur Steinmann
(v.li.) Robert Finster, Volkmar Halbleib, Michael Bissert, Annette Karl, Markus Hümpfer, Astrid Glos und Artur Steinmann

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