Gefahr der Zerreißprobe für den „Würzburger Norden"!

13. Oktober 2017

Landtagsabgeordneter Halbleib sucht im Gespräch mit SPD-Kommunalpolitikern Lösungen für den eskalierenden Streit um die Mittelschulstandorte

Vorschlag: „Jedenfalls mittelfristig Erhalt des Mittelschulstandorts Rimpar."
Der Streit um die Mittelschulstandorte im Würzburger Norden droht zu einer Zerreißprobe für die regionale Zusammenarbeit der acht Gemeinden zu werden, die sich im „Würzburger Norden" zusammengeschlossen haben. „Ich habe den Eindruck, dass da zwei Schnellzüge ungebremst aufeinander fahren, wenn nicht eine Lösung gefunden wird." so Halbleibs Einschätzung. Es bestehe zum einen akut die Gefahr, dass sich die Mittelschule Rimpar in Richtung Würzburg orientiert, so Halbleib, „zum anderen befürchte ich, dass sich die Region wegen des Themas auch in anderen Fragen spaltet. Es ist leider genau das eingetreten, was ich bei der Mittelschulreform vor Jahren schon vorhergesagt habe: Der Freistaat hält sich fein raus und schiebt den Kommunen die Konflikte zu." so das Urteil des Landtagsabgeordneten. Um Lösungsmöglichkeiten und Kompromisse beim Schulstreit auszuloten, traf sich Halbleib kürzlich mit SPD-Gemeinderäten und Vertretern der SPD-Ortsvereine.

Hintergrund: Heftige Auseinandersetzungen und lautstarker Protest
Der Plan der in der Entwicklungsgruppe „Würzburger Norden" vertretenen Gemeinden Bergtheim, Estenfeld, Hausen, Kürnach, Oberpleichfeld, Prosselsheim und Unterpleichfeld, sich auf einen zentralen Mittelschulstandort in Unterpleichfeld zu konzentrieren, hatte im Frühjahr für heftige Auseinandersetzungen und lautstarken Protest gesorgt. Insbesondere hatte der Rimparer Gemeinderat deutlich gemacht, für den Erhalt der eigenen Mittelschule zu kämpfen und sich dafür erforderlichenfalls auch nach Schulverbünden außerhalb der Region zu orientieren. Zudem war vorgesehen, im jetzt begonnenen Schuljahr alle Fünftklässler in Estenfeld zu konzentrieren. Erst nach lautstarkem Protest aus Rimpar bleibt nun doch für dieses Schuljahr eine eigene fünfte Klasse mit 15 Schülern.

Zentralisierungspläne contra Erhalt des Mittelschulstandorts Rimpar
Dabei führen die Zentralisierungsbefürworter als Gründe organisatorische Vorteile, ein breiteres Kursangebot und weniger Pendelverkehre an. Halbleib kann das zwar durchaus nachvollziehen, sieht aber doch Argumente für den Erhalt des Standortes Rimpar und damit ein Zwei-Standorte-Modell. „Es ist schon schwer zu vermitteln, dass man in Unterpleichfeld 10 Millionen Euro für ein neues Schulgebäude ausgeben will und gleichzeitig in Rimpar ein mit 5 Millionen Euro erst sanierte Schule schließen soll." so Halbleib. Außerdemsei er vom Grundsatz überzeugt, eine Schule so lange vor Ort zu erhalten, so lange dies mit guten Gründen möglich ist.

Möglicher Kompromiss: Mittelfristiger Erhalt der Mittelschule Rimpar
Nach dem Gespräch des Abgeordneten mit den SPD-Kommunalpolitikern aus der Region zeichnet sich für Halbleib ein möglicher Kompromiss für eine Schullösung ab. Der könnte so aussehen, dass man den Schulstandort Rimpar jedenfalls mittelfristig erhält. Damit würde den Anstrengungen der Rimparer für Ihren Schulstandort Rechnung getragen werden. Wann und unter welchen Voraussetzungen dann eine Konzentration auf einen Schulstandort erfolgen soll, wäre Gegenstand der jetzt zu führenden Gespräche, so Halbleib. Um diese nicht zu gefährden, rät Halbleib auch von der Vorabfestlegung auf einen Übergangszeitraum ab. Dabei schließt Halbleib nicht aus, dass je nach Entwicklung der Schülerzahlen am Ende auch der Erhalt beider Standorte in Unterpleichfeld und Rimpar stehen kann.

Halbleib schlägt Runden Tisch zur Beilegung des Schulstreites vor
Halbleib schlägt zur Klärung dieser Fragen einen Runden Tisch unter Leitung von Landrat Eberhard Nuß als rechtlichen Leiter des staatlichen Schulamts vor: Teilnehmer sollten die Bürgermeister im Würzburger Norden, die örtlichen Landtagsabgeordneten und die Regierung von Unterfranken als Höhere Schulverwaltungsbehörde sein. „Wir brauchen jetzt bei allen Seiten guten Willen für eine einvernehmliche Lösung. Ich bin der festen Überzeugung, dass das machbar ist", so Halbleib.

Einheitlicher Schulverbund mit gemeinsamer Schulleitung
Gut vorstellen können sich die SPD-Kommunalpolitiker, dass als vertrauensbildende Maßnahme für die Schulzusammenarbeit im Würzburger Norden die baldmögliche organisationsrechtliche Zusammenführung der Schulen erfolgt - in einem gemeinsamen Schulverbund unter gemeinsamer kommunaler Verantwortung und einer gemeinsamen Schulleitung.

Auch der Freistaat ist gefordert — Bessere Lehrerzuweisung notwendig!
Vom Kultusministerium fordert Halbleib eine bessere Unterstützung bei der Lehrerausstattung: „Die mit der Mittelschul-Reform eingeführte Lehrerzuweisung nach Schülern und nicht mehr nach Klassen schadet den Schulen im ländlichen Raum“, so seine Einschätzung. Halbleib fordert deshalb vom Kultusminister Spaenle mehr Spielraum für Regierung und Schulamt bei der Lehrerzuweisung. +++

Gespräch Schulstreit Würzburger Norden

Bildunterschrift: Beim Treffen der SPD im Würzburger Norden in Estenfeld ging es um die Zukunft der Mittelschulen Rimpars. Mit dabei waren von links nach rechts: 2. Bürgermeister Harald Schmid (Rimpar), Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib, Reinhard Masuhr (SPD Kürnach), Dr. Alexander Schraml (Fraktionsvorsitzender Kürnach), Monika Fischer (Gemeinderätin Bergtheim), Otto Rüger (Vorsitzender SPD Kürnach), Sieglinde Kirchner (Gemeinderätin Hausen), Andreas Roth (SPD Kürnach), 2. Bürgermeister Joachim Sadler und Fraktionsvorsitzender Günther Grimm (beide Estenfeld).

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