Unter dem Motto „Wir wollen uns vernetzen“, hatten die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, MdL Simone Strohmayr aus Augsburg, und ich am zweiten Adventssamstag interessierte Frauen zum Frauenfrühstück in die Bürgerspitalstuben eingeladen. Diese Vernetzung untereinander sei auch dringend nötig, da waren sich alle Beteiligten einig, denn: „Wir haben zwar schon einiges erreicht. Trotzdem gibt es noch viel zu tun“, so Strohmayr.
Schaue frau genau hin, bei der Altersarmut von Frauen, bei der Ausgestaltung der Kinderbetreuung, beim Schutz vor Männergewalt, bei der Parität in politischen Gremien und in Organisationen des vorpolitischen Raums oder der Wirkkraft des Gleichstellungsgesetzes, seien überall wichtige erste Schritte getan. Aber, gab Strohmayr zu bedenken: „Das Erreichte ist kein Selbstläufer. Wenn wir nicht dranbleiben, kann es sehr schnell passieren, dass sich das Rad wieder nach hinten dreht, statt weiter voran.“ So sei beispielsweise die Frauenquote im Parlament von über 30 Prozent mittlerweile wieder gesunken auf gerade mal 26 Prozent.
Wie rückständig manche immer noch dächten, zeige sich im Landtag deutlich, wenn von Frauen aus der AFD – „obwohl sie ja selbst Berufspolitikerinnen sind“- mehr oder weniger unverblümt forderten: „Frauen zurück an den Herd“.
Eine Forderung, die bei allen Teilnehmerinnen auf klare Ablehnung stieß, auch weil „gute Frauen- und Gleichstellungspolitik ausnahmslos allen zugutekommt und die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit stärkt“, betonte Alexander Kolbow, Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion und Landtagskandidat in Würzburg. Glücklicherweise sei es inzwischen breiter Konsens, dass ausreichend und qualitativ ausgestattete Kinderbetreuung Männer wie Frauen gleichermaßen betreffe.
Wie dick die Bretter sind, die in Sachen Gleichstellungs- und Frauenpolitik manchmal zu bohren sind, wurde bei der lebhaften Diskussion über ausreichende Frauenhausplätze deutlich. Kaum auszuhalten sei, so Strohmayr, dass seit Jahren bekannt und wissenschaftlich belegt sei, dass im Freistaat 100 Plätze fehlen. Trotzdem seitdem aber erst 15 neu geschaffen wurden.
Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Carmen Schiller, und Dr. Anke Claus, Vorsitzende des Sozialdienst katholischer Frauen in Würzburg, der sich in der Region die Verantwortung für die Frauenhäuser mit der Arbeiterwohlfahrt teilt, berichteten in diesem Zusammenhang vom Hin und Her bezüglich des geplanten Frauenhauses im Landkreis. Allerdings gebe es Hoffnung, das neue Konzept eines Frauenhauses mit bekannter Adresse, kombiniert mit sogenannten „Second-Stage-Wohnungen“ an einem anderen Standort als bisher vorgesehen doch noch umzusetzen, so Halbleib. Second-Stage-Wohnungen sind gedacht für von Gewalterfahrungen betroffene Frauen und Kinder, die bereit sind für den Auszug aus dem Frauenhaus.
Noch schlechter als bei der Frauenquote im Landtag sieht es beim Gleichstellungsgesetz aus, das im gesamten Freistaat nicht mal zu 20 Prozent umgesetzt werde. Und selbst da, wo es entsprechende Stellen gebe, fehle einiges, um erfolgreich arbeiten zu können, wie etwa eine konkrete Aufgabenbeschreibung, ein Budget oder Mittel und Ressourcen für die notwendige Öffentlichkeitsarbeit.
Um diese und weitere Themen, wie beispielsweise die schwierige Situation in der Kinderbetreuung, anzugehen, kamen die Teilnehmerinnen überein, den Vernetzungsgedanken aufzugreifen, um gemeinsam die unterschiedlichen Themenbereiche voranzutreiben. „Dazu brauchen wir Euch alle – aber auch viele Männer, die uns unterstützen“, betonten Freya Altenhöner, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Würzburger Frauen und Lore-Koerber-Becker, die Würzburger SPD-Kandidatin für den Bezirkstag.