Knapp 22 Prozent der Fläche des Landkreises Würzburg ist Waldgebiet. Trockenheit und Schädlingsbefall bedrohen die Zukunft dieser Forstgebiete, so die Einschätzung der Fachleute. Im Gemeindewald von Rimpar informierte ich mich gemeinsam mit dem Vorstand der Landkreis-SPD daher über die Schädigungen im mainfränkischen Wald. Elfi Raunecker, Bereichsleiterin Forst des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Würzburg und Hubertus König, Forstamtsleiter des Marktes Rimpar, zeigten uns geschädigte Waldbereiche und vermittelten beunruhigende Fakten zur Lage des Waldes.
So seien in den ersten zwei Metern des Waldbodens, in dem die Bäume wurzeln, die Wasservorkommen komplett erschöpft. „Leider hat der Boden keine Chance sich wieder aufzufüllen – auch nicht bei so vielen Niederschlägen wie in diesem Jahr“, berichtete uns Raunecker. Sowohl im Winter als auch im Sommer werden die Mittel des Niederschlages der letzten 60 Jahre stark unterschritten.
Massive Schadbestände stellen die Förster aber nicht nur bei Nadelhölzern, sondern mittlerweile auch bei Laubbäumen fest. Insbesondere dort, wo nur eine kleine Lößbodenschicht über dem Muschelkalk vorhanden ist, sind große Ausfälle zu verzeichnen. „Der westliche Landkreis ist hiervon verstärkt betroffen“, informierte uns König. Neben Fichten leiden unter diesen Bedingungen auch viele Altbuchen. Verstärkt wird dieser Trend zudem durch Befall der Schwammspinner bei Eichen, der Borkenkäfer bei der Fichte oder Pilzbefall bei Kiefern.
„Mainfranken ist als Trockenregion bereits heute von Entwicklungen im Wald betroffen, die in anderen Regionen Bayerns erst in 50 Jahren auftreten werden. Damit sind wir die Modellregion für den Waldumbau der nächsten Jahrzehnte“, so Raunecker. Festes Ziel sei daher der Umbau in Mischwälder mit mindestens fünf verschiedenen Baumsorten, um eine Resistenz gegen Trockenheit und Schädlingsbefall aufzubauen.
Dabei müssen auch neue Baumsorten ausprobieren werden. So gelte es Kahlflächen durch Neu- oder Ergänzungspflanzungen wieder in den Wald zu integrieren, so König zu den Herausforderungen beim Waldumbau.
Ein großer Faktor ist hierbei die Holzwirtschaft, die weiterhin verstärkt auf die klassischen Nadelbaumsorten wie die Fichte setzt. „Der Markt ist einfach noch nicht so weit“. Daher sei ein Kulturwandel gefordert, so die beiden Forstexperten. Aber auch der Gewinnzwang, dem staatliche und kommunale Forstbetriebe ausgesetzt sind, erschwerten den Umbau.
Für uns als Landkreis SPD ist deshalb klar, dass der Erhalt der Wälder an erster Stelle stehen muss. Ökonomische Interessen dürfen hierbei nicht im Weg stehen. Die Forstwirtschaft muss im Einklang mit der ökologischen und sozialen Funktion des Waldes stehen. Dies gilt auch für Beratungsleistungen. Hier hat die Staatsregierung in den vergangenen Jahren zu viele Stellen abgebaut. Dieser Trend muss jetzt umgekehrt werden. Denn: Diese fehlenden Fachkräfte werden jetzt durch fehlendes Know-How in der Fläche spürbar. Daher braucht es zusätzliche Kräfte an der Basis, die vor Ort unkomplizierte Lösungen finden.
So brauchen vor allem Privatwaldbesitzer und kommunale Stellen Beratung und Hilfe vor Ort. Beide sind von zentraler Bedeutung, um den Waldumbau erfolgreich umsetzen zu können, so Raunecker. Jeweils ein Drittel der Waldfläche des Landkreis Würzburg ist in Staatsbesitz, in Besitz der landkreisangehörigen Kommunen oder im Besitz von Privatleuten.
Zwar sei die Bereitschaft für eine Neugestaltung bei vielen privaten und kommunalen Waldbesitzern in den vergangenen Jahren gestiegen. Die fehlende Beratung bleibt aber für viele ebenso ein Hindernis wie die komplizierten Förderanträge. Jährliche Änderungen der Förderrichtlinien sowie EDV-Probleme führen dazu, dass viele Waldbesitzer trotz gestiegener Fördersummen diese nicht abrufen.
Hier fordern wir als Landkreis-SPD ein vereinfachtes Verfahren und mehr Angebote zur Beratung bei Förderfragen. Der Waldumbau darf nicht deshalb stocken, weil Förderanträge für Waldbesitzer undurchschaubar sind. Wer bereit ist, sich am Waldumbau zu beteiligen, der braucht die maximale Unterstützung des Staates.
Neben diesen politischen Fragen ist es jedoch wichtig, dass auch in der Gesellschaft die Rolle des Waldes für das Allgemeinwohl stärker ins Bewusstsein gerufen wird, da waren sich Forstexperten und Sozialdemokraten einig: Wir müssen die Bedeutung und den Wert des Waldes als Gesellschaft wieder neu entdecken.