Bei Sabine Dittmar und Volkmar Halbleib sorgt das Aus fürs Schaeffler-Werk in Eltmann für Unverständnis
Die von der Konzernspitze nun endgültig beschlossene und gegenüber der Belegschaft verkündete Schließung des Schaeffler-Werks in Eltmann sorgt bei der SPD-Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar und ihrem Landtagskollegen Volkmar Halbleib für Unverständnis.
„Den Schaeffler-Verantwortlichen geht es nur um Zahlen und nicht um die Menschen, die hinter diesen Zahlen stehen!“ Für Sabine Dittmar ist die Entscheidung der Konzernspitze ein deutlicher Beweis, dass für das Herzogenauracher Unternehmen nur der Profit zählt. „Wenn dem nicht so wäre, dann hätte man den Plan, den der Betriebsrat erarbeitet hat, eine echte Chance geben müssen“, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete.
Ulrich Schöpplein und seine Kollegen vom Betriebsrat hatten, nachdem die Schließung des Werks im Herbst 2020 erstmals angekündigt worden war, viel Engagement gezeigt. In enger Zusammenarbeit mit einem unabhängigen Institut wurde ein Modell entwickelt, dass ein hohes Einsparpotenzial von 18 Millionen Euro gebracht hätte und in dem es eine Zukunft für „Kufi“ in Eltmann und einen Großteil der 500 Arbeitsplätze dort gegeben hätte. „Das Konzept ist nachvollziehbar, tragfähig und zukunftsweisend“, findet Sabine Dittmar. „In Eltmann könnten Produkte gefertigt werden, für die es auf dem Weltmarkt eine hohe Nachfrage gibt.“
Auch in der Schaeffler-Chefetage wurde das Modell zunächst wohlwollend zur Kenntnis genommen. Umso mehr ärgert sich Volkmar Halbleib über das jetzt verkündete Aus für das Werk, das seit 80 Jahren zu Eltmann gehört wie der Turm der Wallburg. „Es ist ein Unding, dass die Konzernspitze das Konzept erst tragfähig nennt und es dann dennoch ohne jede Kompromissbereitschaft ablehnt“, erklärt der SPD-Landtagsabgeordnete. In seine Kritik schließt er auch den bayerischen Wirtschaftsminister mit ein. „Markus Söder und Hubert Aiwanger haben viel zu lange zugeschaut. Ich hätte von ihnen mehr und ein früheres persönliches Engagement erwartet.“ Zudem zeige eine Antwort vom 11. Februar 2021 aus dem Wirtschaftsministerium auf eine Anfrage der SPD, dass das Interesse Arbeitsplätze in der Region zu erhalten bei der bayerischen Staatsregierung, wohl nicht allzu ausgeprägt war. „Wenn darin nur von noch der Entwicklung und Nachnutzung des Standorts Eltmann die Rede ist, dann ist doch klar, dass die Konzernspitze das als grünes Licht der Staatsregierung für die Standortschließung sieht.“
Ulrich Schöpplein und der Betriebsrat haben hohen Einsatz und viel Herzblut für „ihr“ Werk gezeigt, darin sind sich Sabine Dittmar und Volkmar Halbleib einig. Auch die Belegschaft habe bei zahlreichen Protestaktionen gezeigt, dass sie gewillt ist, in Eltmann zu bleiben. Und das nicht erst in den vergangenen Wochen.
Bereits 2004 – als die Schließung des Werks schon einmal zur Debatte stand – haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewiesen, dass ihnen ihr Arbeitsplatz in Eltmann viel wert ist. „Sie haben damals auf Prämien verzichtet und waren bereit Mehrarbeit zu leisten“, sagt Sabine Dittmar. Die daraus resultierenden Einsparungen hätten damals zum Erhalt des Standorts beigetragen. „Jetzt müssen sie nach 16 Jahren erleben, dass diese Bereitschaft in Herzogenaurach offenbar keine Wertschätzung erfährt.“
Stattdessen wird ein Werk, für dessen Produkte es Nachfrage auf dem Markt gibt, und das eigentlich durchaus profitabel arbeitet geschlossen. „Es muss jetzt darum gehen, für die geplante Verlagerung der Arbeitsplätze nach Schweinfurt, die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen“, erklärt Volkmar Halbleib. Wohlwissend, dass das für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die schon seit vielen Jahren im Werk Eltmann arbeiten und das oft schon in zweiten oder gar dritter Generation, nur ein schwacher Trost ist für eine Entscheidung, die für Sabine Dittmar und Volkmar Halbleib nicht nur schwer nachvollziehbar, sondern „ein Schlag ins Gesicht einer ganzen Region“ ist.