SPD-Bildungspolitikerin Strohmayr: „Wir laufen auf eine große Lücke beim Lehrerpersonal zu“

03. Juni 2020

Austausch über Probleme und Herausforderungen der Lehrkräftebildung an der Professional School of Education

Etwa 6.000 Studierende bereiten sich an der Universität Würzburg auf das Lehramt an Schulen vor. Damit hat Würzburg die zweitgrößte Lehrkräftebildung in Bayern, hinter der Ludwig-Maximilians-Universität München. Eine eigene Fakultät für Lehramt gibt es an der Uni Würzburg jedoch nicht, denn die Studierenden lernen an den Fakultäten, an denen ihre Fächerkombinationen angesiedelt sind. Um die Organisation des Lehramtsstudiums dennoch zu bündeln und den Studierenden eine universitäre „Heimat“ zu geben hat man die Professional School of Education (PSE) ins Leben gerufen.

Um sich über die Arbeit des Lehrerbildungszentrums zu informieren, besuchten die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Simone Strohmayr und ihr Würzburger Kollege und Mitglied im Wissenschaftsausschuss des Landtags Volkmar Halbleib die Einrichtung auf dem Campus Hubland-Nord. Empfangen wurden die Abgeordneten von Direktor Prof. Dr. Thomas Trefzger und Geschäftsführer Dr. Matthias Erhardt.

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Die Leitung der Professional School of Education und die SPD-Abgeordneten im Gespräch

Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Verbesserung der Lehrkräfteausbildung durch mehr Praxisnähe und verstärkte Kooperationen zwischen der Universität und den Schulen. Prof. Trefzger stellte die aktuellen Projekte vor, wie beispielsweise die sogenannte „Lehr:werkstatt“. Hier bilden Lehramtsstudierende und Lehrkräfte ein Tandem nach einem Mentoring-Prinzip. „So gewinnen unsere Studierenden einen frühen und realistischen Einblick in ihr künftiges Berufsfeld und bekommen die Gelegenheit, ihre Eignung und ihr theoretisches Wissen zu reflektieren“, erklärt Trefzger. Das Angebot wird von der BMW-Stiftung unterstützt und etwa 40 Studierende können daran teilnehmen. „Ein richtiger Ansatz, der dazu beitragen kann den Praxisschock nach dem Studium zu verringern und auch die Abbruchzahlen in den Griff zu bekommen. Der Freistaat muss mehr Mittel für solche Möglichkeiten bereitstellen, damit nicht nur eine kleine Gruppe der Studierenden in den Genuss solcher Unterstützung kommt“, meint Halbleib.

Bei den herkömmlichen Pflichtpraktika an den Schulen haben die Studierenden häufig mit Problemen zu kämpfen. „Wir brauchen nicht einfach nur mehr oder längere Praktika, sondern die Qualität der Betreuung ist entscheidend“, so Halbleib. Zusätzlich zu den regulären Aufgaben ist die Begleitung der Praktikantinnen und Praktikanten durch die Schulen oft eine große Herausforderung. „Fest zugewiesene Praktikumslehrkräfte gibt es in der Regel nur an Grund-, Mittel und Förderschulen und in vielen Schulen bekommen die Lehrkräfte die Betreuung nicht als Stunden angerechnet“, berichtet Erhardt. Dazu komme der steigende Lehrkräftemangel.

Während es an den Gymnasien ausreichend ausgebildete Lehrkräfte gibt, herrscht an Grund- und Mittelschulen bereits heute ein starker Mangel. „Auch an den Realschulen laufen wir auf eine gravierende Lücke beim Lehrerpersonal zu“, ist sich Strohmayr sicher. Die angehenden Studierenden würden das Gymnasium in der Regel aus eigener Erfahrung kennen, weniger die Mittelschulen. „Wir machen häufig die Erfahrung, dass Studierende durch ein Praktikum an einer Mittelschule ihren Blick ändern und sich eine Laufbahn im Mittelschullehramt doch vorstellen können“, erklärt Erhardt.

Die SPD-Landtagsfraktion fordert, die Lehrkräfteausbildung so zu reformieren, dass der Einsatz an verschiedenen Schularten flexibler als bisher möglich ist. Auch Erhardt würde es begrüßen, sich von der Ausbildung nach Schulformen zu verabschieden und flexible Stufenlehrkräfte zu schaffen.

Um die Lehrerinnen und Lehrer von morgen für ihren künftigen Beruf fit zu machen, spielt auch die Digitalisierung des Unterrichts im Studium eine wichtige Rolle. Dafür hat man das Kompetenzzentrum für digitales Lehren und Lernen (DigiLLabs) an der Professional School of Education eingerichtet. Insgesamt wurden sechs Labore geschaffen, in denen z.B. Unterrichtsstunden aufgezeichnet werden können. „Die Räumen haben wir mittlerweile und auch die technische Infrastruktur konnten wir größtenteils bereitstellen. Doch leider fehlt uns nach wie vor das nötige Personal, um die Labore richtig zu nutzen“, klagt Trefzger. Leider verfüge man anders als die Fakultäten nicht über genügend fixe Mittel, mit denen jedes Jahr geplant werden könne.

„Wenn Bildung von zentraler Bedeutung ist, kommt der Lehreraus- und Fortbildung eine Schlüsselrolle zu. Das muss sich auch bei der finanziellen Ausstattung bemerkbar machen. Wir müssen gerade hier mehr investieren und auch die digitale Zukunft in den Blick nehmen. Das zeigt uns nicht zuletzt die Corona-Krise“, so Halbleib. Er hofft, für die Lehrerbildung werden auch Gelder durch die bayerischen Offensive für Künstliche Intelligenz an Hochschulen bereitgestellt.

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Im Austausch über die Zukunft der Lehrkräfteausbildung (v.li.) Matthias Erhardt, Simone Strohmayr, Thomas Trefzger und Volkmar Halbleib

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