Warum Sport zur kommunalen Pflichtaufgabe werden sollte - fünf Millionen in Sportvereinen sind nur ein Argument

03. April 2023

Mainfränkische Sportfachgespräche in der Region Kitzingen und Schweinfurt

Ein reger Austausch prägte die sportpolitischen Fachgespräche in Mainfranken, zu dem ich gemeinsam mit dem sportpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Harald Güller (Augsburg) in den Christkönigsaal nach Schweinfurt und in das Sportheim Stadtschwarzach eingeladen hatte. Die Themen reichten von der Höhe und bürokratischen Hindernissen bei Vereins- und Übungsleiterpauschalen, über die Problematik der gestiegenen Energiekosten und mangelhafte bis fehlende Förderung für den Sport bis hin zu großen Nachwuchssorgen im Bereich der Ehrenamtlichen und Funktionäre und der Diskussion über das Waffenrecht. Mit dabei waren auch der Bürgermeister und Landtagskandidat Stefan Rottmann (Schonungen), Landtagskandidatin Eva-Maria Weimann (Dettelbach), der SPD-Kreisvorsitzender und Bezirkstagkandidat Dr. Joachim Kössler (Iphofen), der Kreisvorsitzende des Bayerischen Landessportverbandes Josef Scheller, sowie der Ehrenvorsitzende des Bayerischen Landessportverbandes Dr. Kurt Vogel.

Gerade die Corona-Pandemie habe wie ein Brennglas gezeigt, das sich die Gesellschaft ohne aktives wie passives Sport- und Vereinsleben schwertue, Zusammenhalt und Gesundheitsprävention hätten massiv gelitten, so Sportexperte Güller. Die hohe gesellschaftliche Relevanz des Sports lasse sich auch in Zahlen ausdrücken. Fünf Millionen Mitglieder sammeln sich bayernweit unter dem Dach des BLSV (Bayerischer Landessportverband) und den Dachverbänden der Sportschützen.

Bisher erhalten Kommunen für den Bau von Sportstätten keinen Cent, machte Güller deutlich. Das reiche aber allein nicht aus, vielmehr müsse Sport von der freiwilligen zur kommunalen Pflichtaufgabe werden. Denn nur so falle der Breitensport und Nachwuchsförderung in Zeiten knapper werdender kommunaler Mittel nicht hinten runter. Das gelte auch für kommunale Schwimmbäder, weil dort lebensrettende Funktionen wie die Schwimmfähigkeit erlernt würden.

Ein Problem auch in Schonungen, das Stabilisierungshilfen erhält, sich daher bei den freiwilligen Leistungen stark einschränken, aber eben auch ein Schwimmbad unterhalten muss. Rottmann machte deutlich: Genauso wie Bildung nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen darf, so dürfe der Sport – im Sinne gleichwertiger Lebensverhältnisse - nicht vom Geldbeutel der Kommune abhängen. Rottmann plädierte für einen regionalen Sportentwicklungsplan, der beständig weiterentwickelt wird. So könne man mit vereinten Kräften Sportangebote für eine Region schaffen.

Auch der FC Gerolzhofen hat Probleme mit der Sportstättenfinanzierung, berichtete der Vorsitzende Ansgar Willacker. Der Förderantrag beim Bund für die Dachsanierung wurde abgelehnt, allein kann der Verein die Kosten von 300.000 € nicht stemmen. habe versprochen, mit der Vereinsführung Lösungsmöglichkeiten zu suchen.

Anders als Kommunen können Vereine zumindest mit staatlicher Unterstützung in Höhe von 30 bis 55 Prozent der Investitionskosten rechnen. Die Betriebskosten müssen sie selbst stemmen, was im Hinblick auf Energiekosten nicht einfacher werde. Wie schon 2021 und 2022 von der SPD erfolgreich gefordert, wird auch 2023 die Vereinspauschale verdoppelt werden. 21 Millionen Euro lässt sich der Freistaat das kosten. Insgesamt fließen alljährlich 120 bis 140 Millionen Euro in die Sportförderung, das sind lediglich 0,2 Prozent des bayerischen Gesamthaushaltes und müsse deutlich erhöht werden.

Auch wenn sich zwei Jahre Corona bei den Austrittszahlen wenig bemerkbar gemacht hätten, fehlten allerorten Neueintritte. Auch die zweijährige Lücke bei der sportlichen Grundausbildung in Schule und Verein habe große Lücken gerissen. Gerade beim Teamsport eine fatale Entwicklung, die noch verstärkt wird durch den Lehrermangel. Und leider plädierten die meisten Eltern dafür, Sport- oder Musikstunden wegzulassen, statt Deutsch oder Mathe. Dabei fördere rhythmisierter Sport im Tages- und Wochenablauf erwiesenermaßen Konzentrationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit und Bewegungsmangel von Jugend an hat gesundheitliche Folgen. Trotzdem gibt es bayernweit nur 100 Grundschulen (knapp 5 Prozent), an denen die dritte Sportstunde zumindest im Lehrplan stehe, so Güller. „Es wird höchste Zeit, dass es an jeder Schule eine Lehrkraft mit Sportausbildung gibt.“

Die Vorschläge aus den Vereinen wie beispielsweise hauptamtliche Servicestellen, um ehrenamtlichen Vereinen die Verwaltung zu erleichtern, Förderung für Vereinsmanager oder den ehrenamtlichen studentischen Einsatz im (Sport-)Verein stärker zu fördern, beispielsweise durch Bonus-Punkte beim Studium und durch einen vereinsnahen beruflichen Einsatzort, will ich gemeinsam mit Harald Güller, Stefan Rottmann und Eva-Maria Weimann im Landtag einbringen.

Sportthematisches

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