Studierendenvertretung im Gespräch mit MdL Volkmar Halbleib
Die Corona-Krise hat das Sommersemester an der Uni Würzburg gehörig durcheinandergewirbelt. Die Studierenden mussten auf Hörsäle und Labore verzichten und arbeiteten stattdessen am eigenen Laptop von zuhause aus. Um zu analysieren, was in diesem Digital-Semester gut lief und wo nachgebessert werden muss, lud der SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib die Mitglieder der Studierendenvertretung zu einem Gespräch. Wie im Semester fand der Austausch via Videoschalte statt.
„Wir wussten meist nicht: Was passiert in den nächsten zwei Wochen?“, berichtet die Vorsitzende des Fachschaftenrats der Uni Würzburg Chantal Beck. Die fehlende Planbarkeit war für viele ein großes Problem, da sind sich die Studierendenvertreter einig. „Wie soll man einen Nebenjob in den Semesterferien planen, wenn man noch gar nicht weiß, wann diese überhaupt beginnen oder enden?“. Auch die meist sehr kurzfristig angesetzten Nachholtermine, der aufgrund des Shutdowns verschobenen Klausuren, machten den Studierenden zu schaffen.
Die digitale Lehre habe den Zeitaufwand des Studiums in vielen Studiengängen erhöht, berichten die Mitglieder des Sprecher- und Sprecherinnenrats (SSR) der Studierendenvertretung Lea Kugelmann und Stella Gaus. Die persönliche Betreuung durch Dozierende und die Rücksprache mit Kommilitonen habe gefehlt. „Die Situation war auch für die Hochschulleitungen neu und einmalig. In kürzester Zeit musste alles umgeplant werden. Eine Mammutaufgabe“, berichtet Halbleib, der den Prozess im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst des Bayerischen Landtags mit begleitete. Es habe keine Blaupause für dieses Semester gegeben.
Jetzt müssten aber klare Perspektiven für den Präsenzbetrieb im Wintersemester geschaffen werden, sagt Halbleib. „Zwar werden große Vorlesungen zunächst sicherlich nicht stattfinden können, aber der Grundsatz von Präsenzveranstaltungen muss wieder gelten“. Die Studierendenvertretung fordert mehr Planungssicherheit ein. Halbleib bedauert, dass vom Wissenschaftsministerium keine konkreten Aussagen kommen und so den Hochschulen keine Möglichkeit gegeben wird vernünftig zu planen.
Erst kurz vor Ende des Sommersemesters Anfang Juli hat die Staatsregierung die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, damit das zu Ende gehende Sommersemester als Fairness-Semester gewertet wird. Aufgrund der Ausnahmesituation soll den Studierenden kein Nachteil entstehen, weshalb das Semester nicht auf die individuelle Regelstudienzeit angerechnet wird. Eine Forderung die Halbleib gegenüber dem Wissenschaftsminister schon im April erhoben hat. Leider hatte die Umsetzung lange gedauert.
Aber nicht nur der Studienerfolg ist durch Corona bedroht, die Maßnahmen sind auch eine psychische Belastung für viele Studierende, so die Rückmeldung der Studierendenvertretung. „Es fehlt die räumliche Trennung zwischen Uni und Privatleben“, berichtet der Vorsitzende des Studentischen Konvents Michael Kreuzer. In kleinen Wohnheimzimmern oder WGs fehle häufig der nötige Raum zum Lernen. Arbeitsplätze und -räume, wie beispielsweise die 2.600 Arbeitsplätze an der Universitätsbibliothek, blieben lange ganz geschlossen und öffnen nun auch erst Schritt für Schritt. Halbleib fordert deshalb, diese schnellstmöglich wieder zugänglich zu machen.
Abschließend konnte die Studierendenvertretung auch von einigen positiven Aspekten der Krise berichten. Das Digital-Semester sei ein Schub für die Digitalisierung und durch die Ausnahmesituation habe sich die Kommunikation mit den Dekanaten intensiviert.
Neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie diskutierten Halbleib und seine Gäste auch über die anstehenden Veränderungen des Hochschulgesetzes. Im Herbst ist auf Druck der Opposition hin im Landtag eine Expertenanhörung zum dritten und größten Teil der Gesetzesnovelle geplant, zu der die SPD-Fraktion auch die Stimmen der Studierenden hören möchte. „Die Belange der Studierenden müssen hier genauso gehört werden, wie die der Hochschulleitungen und Professoren“, unterstreicht Halbleib. Er will sich im September erneut mit den Würzburger Studierenden austauschen.