Familienfreundliche Arbeitszeiten bei der Polizei

Dienststellenleiter Willmut Hornung (links) empfing uns SPD-Vertreter zum Informationsaustausch bei der VPI Biebelried in Dettelbach. Foto Traudl Baumeister

15. Mai 2018

Vertreter der SPD-Arbeitsgemeinschaften informierten sich mit mir gemeinsam bei der Verkehrspolizeiinspektion Biebelried. Familiengerechte Arbeitszeiten und große Flexibilität beim Anpassen der Dienstpläne an individuelle Bedürfnisse – dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausgerechnet bei der Polizei ohne große Umstände möglich ist, damit hatten wir vor unserem Besuch in Dettelbach nicht unbedingt gerechnet.

Willmut Hornung, seit Januar 2018 neuer Dienststellenleiter, empfing uns zum Antrittsbesuch. Nach einer kurzen Besichtigung des Geländes informierte er uns über die Personalsituation und andere aktuelle Herausforderungen bei der Verkehrspolizei.

138 Stellen und 113 verfügbare Personalstärke

138 Stellen gehören zur Dienststelle, so Hornung. Davon seien aber nur 113 die verfügbare Personalstärke. Das restliche Viertel sei in Fortbildung, in Elternzeit oder falle wegen Krankheit oder aus anderen Gründen vorübergehend aus. Bei der Koordination der Arbeit gilt für den Chef vor allem eine Prämisse: „Der Verkehr auf der Autobahn muss rollen.“ Das sei erste Aufgabe seines Personals, alles andere nachrangig. Fehlen vorübergehend ausreichend Arbeitskräfte, konzentriere man sich ausschließlich auf diese Hauptaufgabe.

Wenig Frauen wollen Leitungsaufgaben übernehmen

Während mittlerweile 25 bis 30 Prozent der Einzustellenden weiblich seien, fehlen Frauen, auch in Dettelbach, in der Leitungsebene weitgehend, antwortet Hornung auf meine entsprechende Frage. Obwohl, so Hornung, „wir deswegen auch gezielt auf junge Kolleginnen zugehen.“ Aber die Bereitschaft seitens der Frauen selbst, neben der Familienarbeit Leitungsaufgaben zu übernehmen, sei gering, das Rollenbild oft eher konservativ. Konservativer als sein eigenes, ergänzte der Familienvater, der die Gleitzeit in der Dienststelle nutzt, einen Nachmittag pro Woche, für seine Kinder freizuhalten.

Hoffen auf die notwendige Sanierung

Verbesserungen, teilte Hornung mir mit, wünsche sich die VPI Biebelried vor allem bei den Gebäuden. Der bereits angekündigte und notwendige Ausbau der holzverkleideten Container sei auf ungewisse Zeit verschoben. Sorgen bereitet dem Polizeioberrat das Führerscheinproblem, wie ich es bereits auch von Feuerwehrleuten oder Rettungsdiensten kenne: Durch die neuen Führerscheinklassen haben viele junge Beamte keine Fahrberechtigung mehr für die Spezialfahrzeuge, die Möglichkeiten, diese Fahrberechtigungen im Polizeidienst zu erwerben, seien sehr eingeschränkt.

Für ein Tempolimit von 130 auf Autobahnen

Eine Herausforderung für die VPI sei der Autobahnausbau, mit Baustellen und stetig steigenden Unfallzahlen. Aus diesen Erfahrungen heraus spreche er sich eindeutig für ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen aus, bezog der Polizeioberrat Stellung.

Weitere Themen, die immer drängender werden, seien zunehmende Drogendelikte im Verkehr, fehlende Rastplätze für LKW-Fahrer und verkehrsfremdes Verhalten (Kaffee-Kochen, Video-Schauen oder Handynutzung) während der Fahrt. Auch die Privatisierung von Autobahnen und die daraus folgende Dezimierung von Rastplätzen erschwere die Arbeit der VPI. Oftmals müssten die Beamten wegen fehlender Ausweichstellen verdächtige Fahrzeuge kilometerlang begleiten, um sie kontrollieren zu können.

Besuch bei der VPI Biebelried
Dienststellenleiter Willmut Hornung (links) empfing die SPD-Delegation aus verschiedenen Arbeitsgemeinschaften zum Informationsaustausch bei der VPI Biebelried in Dettelbach.

Hintergrund

Die VPI Biebelried in Dettelbach ist zuständig für insgesamt 144 Autobahnkilometer auf der A3, A7 und A81 rund um Würzburg und Kitzingen, bis zur Landesgrenze Baden-Württemberg, außerdem für vier Tankrastanlagen und drei Autohöfe (mit allen Veranstaltungen) mit bis zu 95.000 Fahrzeugen pro Tag. Das bedeutet, dass die Dienststelle mit vier Staatsanwaltschaften und sieben Amtsgerichtsbezirken kooperieren muss. Die fünfgrößte Dienststelle Bayerns ist verantwortlich für Kontrolle, Ermittlung und Fahndung (unter anderem die für Gefahrengutkontrolle) sowie die technische Verkehrsüberwachung (Geschwindigkeit und Abstand) in den Landkreisen Würzburg, Kitzingen, Main-Spessart und der Stadt Würzburg.

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