Freitags ist die Ganztagsschule nicht kostenfrei - und andere Schwächen der Familienpolitik

Die Kinder der AWO-Mittagsbetreuung freuten sich über meinen Besuch. Monika Fuchsberger (von rechts), Anja Kulczynski und Klaus Schmidt sowie Murat Subat (nicht im Bild) forderten bessere Rahmenbedingungen für die Schulkinder.

03. Juli 2018

Unstrittig sind gute Qualität und ausreichende Plätze der Kinderbetreuung die wichtigste Unterstützung für junge Familien. Anlässlich der familienpolitischen Aktionstage informierte ich mich bei einem Besuch in Waldbüttelbrunn, begleitet von Bürgermeister Klaus Schmidt (SPD), über den Stand der dortigen Schulkinderbetreuung und die Aufgaben des Familienstützpunktes.

Die Mittagsbetreuung der Grundschule ist mit die älteste im Landkreis, berichtete Leiterin Monika Fuchsberger vom Träger, der AWO Unterfranken. Seit 20 Jahren werden die Erst- bis Viertklässler dort montags bis freitags bis maximal 16 Uhr betreut. Fuchsberger zeigte sich sehr zufrieden über die Raumsituation in der Grundschule und die langjährige Zusammenarbeit mit der Kommune als Schulträger. Auch die Kinder selbst sind offenbar zufrieden mit dem Angebot. Meine Frage - „Gefällt es Euch denn hier?“ – beantworteten sie mit einer eindeutigen Gegenfrage: „Ja klar! Warum auch nicht?“

Nicht ganz so optimal sind derzeit die Bedingungen für die offene Ganztagsschule (OGTS). Die Betreuungseinrichtung für die Älteren ist direkt an der Verbandsschule untergebracht. Fürs Erledigen der Hausaufgaben werden am Nachmittag auch dort Klassenzimmer genutzt. Der Freizeitraum muss sich zwangsläufig in die begrenzte Raumkapazität der Schule anpassen. Nachgebessert wird demnächst zumindest bei der Ausstattung des Raumes, versprach Bürgermeister Schmidt Murat Sunbat, dem Personalverantwortlichen des regionalen Trägers gfi (Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration).

Sonderregelung für Freitag stößt allerorten auf Unverständnis

Anders als die Mittagsbetreuung ist die OGTS nur von Montag bis Donnerstag geöffnet. Zusätzliche Betreuungszeit am Freitag können sich die Eltern allenfalls dazukaufen. Unter der Woche ist die Betreuung für die Familien kostenfrei, lediglich für die Teilnahme am warmen Mittagessen fällt ein Kostenbeitrag an.

Dass der Freitag seitens der Landesregierung ausgenommen ist, sei für niemanden nachvollziehbar, waren sich alle Verantwortlichen in Waldbüttelbrunn einig. Hier sollte der Freistaat konzeptionell dringend nachbessern, gaben sie mir als konkreten Auftrag nach München mit.

Flexible Arbeitswelt benötigt mehr Flexibilität in der Betreuung

Überdenken sollte Bayern auch die strikte Anwesenheitspflicht in der OGTS und deren Pendant, der OGS (offene Ganztagsschule an der Grundschule). Größere Flexibilität bei der Schulkinderbetreuung käme Eltern und Familien bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf deutlich mehr entgegen als die derzeit zu starren Vorgaben, appellierten sie an die Politik. Flexibler mit dem Betreuungsangebot umzugehen und Familien so auch unter der Woche freie gemeinsame Zeit zu ermöglichen, käme gerade Elternteilen die im Schichtdienst, auswärts oder im Block arbeiten entgegen.

Weitere Forderungen der leitenden Pädagogen waren: Die tägliche Betreuungszeit bei Bedarf bis 17 Uhr zu verlängern und Änderung bei den gewünschten Betreuungstagen auch unterm Jahr zuzulassen. „In einer Arbeitswelt, die von Arbeitnehmern hohe Flexibilität fordert, braucht man diese auch in der Kinderbetreuung, zumindest soweit es pädagogisch vertretbar ist“, argumentierten die Fachleute.

Flächendeckend Familienstützpunkte aufbauen

Familienstützpunkte als niederschwelliges, präventives Angebot für Familienunterstützung und Familienbildung sollte es im Landkreis möglichst flächendeckend geben, diesen Impuls gab die Verantwortliche Anja Kulczynski mir außerdem als Hausaufgabe mit auf den Weg.

Mein persönliches Highlight

Eine nette kleine Geschichte erlebte ich am Rand meiner Termine in Waldbüttelbrunn. Den Grundschülern hatte man offensichtlich mitgeteilt, dass "wichtige Leute" zu Besuch kommen, darunter der Bürgermeister. Für einen war das Anlasse genug, ein Bild von Klaus Schmidt samt Artikel aus dem örtlichen Mitteilungsblatt auszuschneiden, allen Mut zusammenzunehmen und den Bürgermeister um ein Autogramm zu bitten. Was allerdings meine Rolle war, schien dem Jungen und seinen Freunden nicht so ganz klar. Dann aber fanden sie doch eine plausible Lösung: "Und Du bist der Bodybuilder vom Bürgermeister, stimmt's", fragten sie mich (und meinten offensichtlich: Bodyguard). Ich muss sagen, für so wirkungsfähig, lebensnotwendig und vor allem durchsetzungsfähig halten mich meine Gesprächspartner nicht immer ...

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