Vor 80 Jahren wurden beim Brünner Todesmarsch, der am 31. Mai 1945 begann, etwa 27.000 deutschsprachige Bewohner der Stadt Brünn vertrieben und zu Märschen Richtung tschechisch-östereichischer Grenze gezwungen. Diese sogenannte “Wilde Vertreibung” forderte etwa 5.000 Todesopfer, darunter vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen. Gemeinsam mit tschechischen Freunden traten wir als Geste der Aussöhnung den Brünner Versöhnungsmarsch an und konnten so das große Leid der Vertriebenen eindrucksvoll nachvollziehen.
Tags darauf gedachten wir im Gegenzug der brutalen Okkupation Tschechiens durch das deutsche NS-Regime, die tausende Todesopfer forderte. Allein in dem Kaunitz-Wohnheim in Brünn, das zwischen 1939 und 1945 von der Gestapo als Straflager umfunktioniert wurde, wurden über 800 Menschen ermordet.
Umso wichtiger ist dieses gemeinsame Gedenken als Zeichen der Völkerverständigung. Vor 10 Jahren hat die Stadt Brünn eine klare Erklärung für die Opfer des Brünner Todesmarsches abgegeben, woraufhin eine enge deutsch-tschechische Freundschaft entstand, die das Leid beider Seiten gleichermaßen anerkennt. Die Geschichte lässt sich nicht teilen und wir müssen auf beiden Seiten die Geschichte entlügen und uns der traurigen Wahrheit stellen.