Handlungsbedarf in Sachen Rettungsdienst

22. November 2017

MdL Volkmar Halbleib und Innenpolitiker Harry Scheuenstuhl im Gespräch mit regionalen Rettungsdiensten

In medizinischen Notfällen können schon wenige Minuten entscheidend sein. Im Landkreis Würzburg sei man diesbezüglich in einer durchaus komfortablen Situation, machte Eva-Maria Löffler vom Zweckverband Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Würzburg deutlich. In etwa 90 Prozent der Rettungseinsätze komme hier innerhalb der gesetzlich geforderten Frist (zwölf Minuten) Hilfe. Bayernweit liege die Quote bei 85 Prozent. Anderswo im Freistaat müssen Betroffene deutlich länger auf den Rettungsdienst warten, nicht selten mit lebensbedrohlichen Konsequenzen.

Es besteht also Handlungsbedarf, auch im Landkreis Würzburg. Das jedenfalls erfuhren SPD-Politiker Harry Scheuenstuhl (Mitglied im Innenausschuss des Landtags) und sein Kollege, der Ochsenfurter MdL Volkmar Halbleib, die zum Fachgespräch in die Rettungswache Giebelstadt eingeladen hatten. Nur die gute Zusammenarbeit im Zweckverband, verhindere, dass die zugrundeliegenden Probleme noch deutlicher zutage träten, berichtete Löffler. Das Problem sei nicht die Qualität der Rettungskräfte. Die Fachleute von BRK, Maltesern, Johanniter und Berufsfeuerwehr benannten vor allem systembedingte Schwachpunkte, bei deren Änderung sie auf die Unterstützung der Politik angewiesen seien.

Vor allem drei Problemschwerpunkte stellten sie neben der anfangs angesprochenen Wartezeit auf die Hilfe dar: Digitalfunk, fehlende Kapazitäten sowie Personal und Nachwuchs. Der Leiter der Integrierten Leitstelle bei der Berufsfeuerwehr Würzburg, Gerhard Möldner, kritisierte mangelnde Weiterentwicklungen beim Digitalfunk. Wichtige Funktionen würden aus Kostengründen nicht angeboten, das erschwere die Arbeit sehr. Von der Leitstelle werden mittlerweile etwa 125.000 Rettungseinsätze jährlich koordiniert. Die Zahl der Einsätze, sowohl der notwendigen als auch der missbräuchlichen, steige ständig. Fehlende Kapazitäten müssten durch die Feuerwehr aufgefangen werden. „Wir dürfen die Rettungskräfte mit den gestiegenen Anforderungen nicht alleine lassen, sondern müssen ihnen finanziell den Rücken stärken“, folgerte Scheuenstuhl.

Schwierig stellt sich auch die personelle Situation dar. „Angesichts der Belastung der Dienste, wird die Zielquote von 20 Prozent an Ehrenamtlichen bald nicht mehr einzuhalten sein“, fasste Volkmar Halbleib eine weitere Erkenntnis aus dem Gespräch zusammen. Verstärkte Kontrollen nach Krankenhauskeimen würden die Dauer der Einsätze verlängern. Die Volldesinfektion eines Rettungswagens dauert bis zu vier Stunden. „Die hohen Hygienestandards sind natürlich notwendig, aber dann müssen wir den Notdiensten auch mehr Ressourcen zur Verfügung stellen“, so Halbleib.

Um mehr Nachwuchs für den erhöhten Bedarf zu gewinnen, seien zwei Dinge nötig, sind sich die Politiker mit den Fachleuten einig. „Wir müssen den Beruf des Rettungssanitäters attraktiver machen, da ist vor allem die Politik gefragt“, mahnte Harry Scheuenstuhl. Notwendig seien, resümierte Halbleib, auch Veränderungen bei den Qualifizierungsmöglichkeiten der Rettungskräfte.

Halbleib und Scheuenstuhl wollen ihre Erkenntnisse aus dem Gespräch nun in Anfragen und Anträge im Bayerischen Landtag umwandeln. Für Scheuenstuhl war es bereits das vierte Gespräch dieser Art in ganz Bayern.

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Fachlicher Austausch in der Rettungswache Giebelstad (v. li.): Gerhard Möldner (Leiter Integrierte Leitstelle), Michael Wuz (Leiter der Rettungswache Giebelstadt), Harald Erhard (BRK-Kreisgeschäftsführer Kitzingen), Jens-Uwe Greiner (BRK-Sachgebietsleiter), Oliver Pilz (BRK-Kreisgeschäftsführer Würzburg), MdL Volkmar Halbleib, Eva-Maria Löffler (Zweckverband Rettungsdienst und Feuerwehralamierung), Rainer Kaufmann (Bezirksgeschäftsführer Malteser), Uwe Kinstle (Regionalvorstand Johanniter), Peter Wesselowsky (ehemaliger BRK-Kreisvorsitzender Würzburg) und MdL Harry Scheuenstuhl.

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