Bier ist Männersache? Weit gefehlt! Ines Sterling, eine junge Unternehmerin im Landkreis Würzburg sowie Biersommelier zeigt, dass es auch anders geht. Sie ist Inhaberin und Geschäftsführerin von HW Brauerei-Service in Erbshausen bei Würzburg und beschäftigt rund 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - davon drei Auszubildende - aus insgesamt sieben Nationen.
Vorurteile sind bei Ines Sterling fehl am Platz und das macht ihren Erfolg aus, so die Einschätzung des Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib, der sich bei einem Betriebsbesuch über die Anliegen von Unternehmen und Arbeitnehmern informierte. Halbleib hat den unternehmerischen Aufstieg von Sterling seit Jahren verfolgt. Bereits 2009 begleitete die Unternehmerin den Abgeordneten Halbleib bei einem Praktikum im Landtag, Halbleib tauschte im Gegenzug 2011 den Plenarsaal gegen die Werkbank in Sterlings Firma, damals noch in Bergtheim. 2013 investierte die Unternehmerin 1,3 Millionen für den Firmenstandort in Erbshausen.
Das Hauptgeschäft des HW-Brauereiservice wird nach wie vor mit Bierfässern gemacht. Das Unternehmen verkauft und wartet Brauereiausstattungen und Brauzubehör. Doch mittlerweile hat Ines Sterling ihre Aktivitäten deutlich ausgeweitet, am Standort Erbshausen wurde durch eine Eventlocation, ein Cateringservice, einen kleinen Bierstore und nun auch eine eigene kleine Brauerei erweitert. Dazu passt auch, dass sich die Unternehmerin zur Biersomelierin ausbilden ließ und mittlerweile verheiratet ist mit einem Jamaikaner, dem ersten deutschen Bierbotschafter aus Jamaika, der im Bereich Catering und Veranstaltungen seinen Schwerpunkt hat.
Im Gespräch mit Halbleib machte Sterling die unternehmerischen Herausforderungen deutlich. Diese reichen von Schwierigkeiten bei der Unternehmensfinanzierung, über die Vielzahl bürokratischer Auflagen bis hin zum Arbeitskräftemangel und die Integrationshemmnisse auf dem Arbeitsmarkt. So ist Sterling bereit, auch Migranten eine Chance zu geben. Nicht ohne Frustrationserlebnisse, so soll ein Mitarbeiter, der aus der Ukraine geflüchtet war, nun abgeschoben werden. Doch Sterling und ihre Belegschaft wollen sich nicht unterkriegen lassen und sind weiter offen für Bewerber aus allen Nationalitäten und auch für Flüchtlinge. Darin sieht sie als Mitglied der IHK-Vollversammlung in Mainfranken und vieler Wirtschafts-Gremien ihre Verpflichtung als Unternehmerin, aber auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit im Hinblick auf viele unbesetzte Stellen.
Sorgen bereiten der Unternehmerin die Vielzahl von bürokratischen Regeln. So müssen Leitern, Elektrogeräte, Tore und noch mehr regelmäßig geprüft, Mitarbeiter unterwiesen und Erste Hilfe Kurse durchgeführt werden. Im Einzelnen gibt es für Sterling gute Gründe, aber insgesamt könne man die Vielzahl von Auflagen als kleines Unternehmen kaum mehr im Blick behalten.