Lehrernotstand gefährdet Bildungsqualität

21. März 2022

Zusammen mit dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband fordere ich Maßnahmen zur Lösung des Lehrernotstands. Wie solche Lösungen aussehen können, habe ich in einem Fachgespräch mit unterfränkischen Vertretern des BLLV diskutiert.

Im Mittelpunkt des Fachgesprächs mit den unterfränkischen Vertretern des BLLV Gerhard Bless (Vorsitzender ULLV), Helmut Schmid (Bezirkspersonalratsvorsitzender) und Joachim Dutz (Personalratsvorsitzender der Stadt Würzburg) standen die Lehrersituation an den unterfränkischen Schulen und die aktuellen Herausforderungen der Bayerischen Schulpolitik für die Region Unterfranken.

Drohender Lehrernotstand in Unterfranken

Das drängendste Thema an den Schulen in Unterfranken ist der sich immer mehr verschärfende Lehrernotstand. Die Berechnungen des BLLV im Bereich der Grund- und Mittelschulen zeigen einen Mangel von circa 500 Lehrern, die eine ordnungsgemäße Unterrichtsversorgung gefährden. Hinzu kommt, dass von 5.500 derzeit an unterfränkischen Schulen Unterrichtenden über 500 Kräfte gehören, die unzureichend für den Lehrbetrieb ausgebildet sind oder keine vollwertige Lehrerstelle besetzen können. Alleine 230 Teamlehrer zur Sicherung des Unterrichtsbetriebs, 220 Ein-Fach-Lehrer und 130 Drittkräfte zur Förderung von Schülern mit Migrationshintergrund und zur Aufholung von Corona-Rückständen sind derzeit als Notmaßnahmen tätig. Obwohl diese wertvolle Arbeit leisten und aufopferungsvollen Einsatz zeigen, können sie den großen Mangel an regionalen Lehrkräften nicht auffangen.

Ansätze gegen die hohe Lehrerfluktuation

Eine Ursache des Lehrermangels ist die hohe Lehrerfluktuation in Unterfranken. 150 Lehrkräfte hat die Region an Hessen verloren, viele in Unterfranken ausgebildete Lehrkräfte sind nach Baden-Württemberg und Thüringen gewechselt, weil dort die Anstellungsbedingungen besser sind. Dazu kommen 85 Stellen, die durch den verpflichteten Wechsel nach Oberbayern neu besetzt werden müssen. Mit dem BLLV spreche ich mich daher für ein Bleiberecht für junge Lehrer in der Region ein. So können die vielen Lehrkräfte, die gerne in Unterfranken unterrichten würden, auch hier unterrichten und flüchten nicht auf Stellen in anderen Bundesländern.

Mehr Anerkennung für die Leistung der Lehrkräfte

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie hoch die Anforderungen an qualifiziertes Lehrpersonal sind. Das muss sich in einer angemessenen Besoldung widerspiegeln, um die Attraktivität der Lehrberufe zu sichern. Hier muss vorrangig bei den Grund- und Mittelschulen angesetzt werden. Die Gehaltsunterschiede beim Berufseinstieg zu Gymnasiallehrkräften zeigen, so die ULLV-Vertreter, eine fehlende Wertschätzung der Arbeit von Lehrkräften in Grund- und Mittelschulen – gerade in den Schulformen also, in denen die größte Heterogenität zu bewältigen ist. Eine Bezahlung nach A13 würde daher sowohl der großen Leistung gerecht wie auch eine wirksame Maßnahme gegen den Lehrermangel sein.

Auch die Zahl der unbesetzten Schulleiterstellen in Unterfranken machten dem ULLV Sorgen, bei der Hälfte der offenen Stellen kommt es aufgrund fehlender Bewerbungen zu Zweitausschreibungen. Wir fordern das Kultusministerium gemeinsam auf, die Schulleitungen angemessen zu unterstützen und zu entlasten, um das Berufsbild wieder zu stärken. Dazu gehört neben einer besseren Besoldung umfassendere Unterstützung durch bezahlte Verwaltungskräfte und Systemadministratoren.

Langfristig kann der Lehrkräftemangel jedoch nur durch verstärkte Lehrerausbildung gelöst werden. Der Hochschulstandort Würzburg kann hier für die die Versorgung der Schulen mit Lehrkräften in ganz Bayern eine wichtige Rolle spielen. Dazu bedarf es aber einer Reform der Lehrerausbildung, die die Fixierung auf Schularten überwindet.

Förderung der kulturellen Bildung

Ein besonderes Anliegen für den BLLV ist die kulturelle Bildung für alle Schüler, um demokratische Überzeugungen und Chancengerechtigkeit bei jungen Menschen zu stärken. Leider, so meine Gesprächspartner, sei die Organisation und Finanzierung solcher Angebote nicht flächendeckend gesichert und müsse dringend verbessert werden.

Als kulturpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion unterstütze ich die Initiative des BLLV mit ganzen Kräften.

Bildungspolitik

Teilen