Runder Tisch Integration: Verordnetes Nichtstun hilft niemandem

Volkmar Halbleib und Arif Taşdelen beim Runden Tisch zur Integration im Stadtteilzentrum Kitzingen.

05. Dezember 2017

„Wie kann Integration in Bayern und im Landkreis Kitzingen gelingen?“ – mit dieser Frage beschäftigten sich auf Einladung des Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib sein Kollege Arif Taşdelen, der integrationspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Vorsitzende der Enquete-Kommission zur Integration, am Runden Tisch im Stadtteilzentrum in Kitzingen.

Die Integrationsbeauftragte in Kitzingen, Stadträtin Astrid Glos, der Präsident der Handwerkskammer, Walther Häuslein, Vertreter von Kindertagesstätten, Schulen und Unternehmen sowie ehrenamtliche Helfer diskutierten über drei Stunden intensiv über die Herausforderungen, positive Beispiele, Lösungsansätze und Hindernisse auf dem Weg zur gelingenden Integration. „Mir ist vor allem wichtig, möglichst viele Erfahrungen, Sorgen und Nöte aus der Praxis vor Ort mitzunehmen. Ich möchte heute also eher zuhören als erzählen“, hatte Halbleib zu Beginn des Abends angekündigt.

Sprache, Begegnung und Familie

Große Einigkeit herrschte bei allen Beteiligten darüber, dass Integration sehr viel mit Sprache, mit Begegnung und Arbeitschancen zu tun hat. Aber auch familiäre Zusammenhänge beziehungsweise persönliche Bezüge spielen eine wichtige Rolle, sowie Nachhaltigkeit und Sicherheit eingesetzter Ressourcen, egal ob materieller oder personeller Art. Daher bedauern alle Beteiligten die Abkehr von der dezentralen Unterbringung und die Zentralisierung in großen Gemeinschaftsunterkünften, wie in Kitzingen beispielsweise im Innopark. „Asylbewerber zu bündeln, bündelt auch die Probleme“, bemerkte eine Zuhörerin. Besonders trifft das die ohnehin stark belasteten Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen. Aber auch die ärztliche Versorgung wird in der Masse schwieriger.

Ehrenamt aktiv unterstützen

Ohne die ehrenamtlichen Helfer, auch das wurde deutlich, ginge es mit der Integration nur schleppend voran. Um die Kräfte der Freiwilligen zu schonen und Ideen wie Hilfsangebote besser zu kanalisieren, braucht es nachhaltige, professionelle Unterstützung. Wie im benachbarten Landkreis und der Stadt Würzburg bereits geschehen, werde auch in Kitzingen derzeit über eine hauptamtliche Begleitung der Helfer diskutiert, berichtete der stellvertretende Landrat Robert Finster (SPD). „Ich halte das, auch angesichts meiner Erfahrungen in meinem Heimatort Ochsenfurt für unverzichtbar“, unterstütze Halbleib dieses Ansinnen.

Arbeit statt verordnetes Nichtstun

Ein drängendes Problem, so ein weiterer Tenor der Diskussion, sind die Regelungen bezüglich abgelehnter Asylbewerber, die aus verschiedensten Gründen nicht abgeschoben werden können. Auch hierzu nahmen die SPD-Politiker klar Stellung: Es sollte keine Verbindung mehr zwischen Aufenthaltstitel und Arbeitsgenehmigung geben. „Menschen, die hier sind, sollten arbeiten können“, so Tasdelen. Das verhindere unschöne Folgen des verordneten Nichtstuns und gibt Betroffenen bessere Perspektiven, egal wohin ihr Weg sie künftig führt. Gerrit Voss, Geschäftsführer der Kitzinger Modefirma Drykorn, der in seinem Betrieb gerne einem afghanischen Schneider die Ausbildung ermöglichen würde und bisher an den Behördenvorgaben scheiterte, positionierte sich ebenfalls deutlich: „Es gibt gar keinen Grund, Menschen die hier im Arbeitsleben gebraucht werden überhaupt abzuschieben“, plädierte er für eine Neuregelung.

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