Verkehrspolitische Sommertour: Reaktivierung der Werntalbahn

Verkehrsexperte MdB Jan Plobner (von links) und MdL Volkmar Halbleib sprachen bei der verkehrspolirischen Sommertour in Thüngen mit Pamela Nembach, Lorenz Strifsky und Harald Schneider über die Reaktivierung der Werntalbahn.
Bariş Yüksel

31. Juli 2023

Der erste Stop meiner verkehrspolitischen Sommertour mit dem Bundestagsabgeordneten Jan Plobner (Mitglied im Verkehrsausschuss) war in Thüngen. Dabei verdeutlichte der 11. Juli, als einer der heißesten Tage des Sommers, fast schon symbolisch den Augenmerk dieser Tour: „Wie kann eine sozialere und nachhaltigere Mobilität in der Region in Zeiten des Klimawandels gelingen? Beim ersten Halt stand dabei die Reaktivierung der Werntalbahn im Mittelpunkt. Mit dabei waren auch die stellvertretende Landrätin Pamela Nembach, Thüngens Bürgermeister Lorenz Strifsky und Kreisrat und MdL a.D Harald Schneider.

Für Plobner machte die bestehende Infrastruktur vor Ort einen positiven Eindruck: „Die Strecke ist elektrifiziert und die Gleise sind in einem guten Zustand. Im Vergleich zum Aufwand für andere Streckenreaktivierungen sieht es hier vor Ort schon sehr gut aus“. Dem pflichtete ich bei und unterstrich das große Potenzial des regionalen Schienennetzes, welches zu oft verkannt wird. Die Strecke der Werntalbahn wird nach wie vor für den Güterverkehr genutzt, eine Nutzung für den Personenverkehr wäre der nächste Schritt, der kommen muss.

Für stellvertretende Landrätin Pamela Nembach ist klar, dass gerade für junge Menschen bei der Wahl des Wohnortes die Erreichbarkeit von Arbeits- und Ausbildungsplatz ausschlaggebend sei. Auf Dauer leide die Gemeindeentwicklung darunter, wenn Strecken wie die der Werntalbahn weiterhin ungenutzt blieben. Eine Einschätzung, die auch der Bürgermeister Lorenz Strifsky teilt, dessen Gemeinde im Einzugsgebiet der Stadt Würzburg und Schweinfurt liegt, aber trotzdem perspektivisch mit Sorgen wegen des Wegzugs von Menschen unter 35 Jahren zu kämpfen hat. Da könnte eine Bahnhaltepunkt ein wichtiger Faktor für die Attraktivität der Gemeinde sein.

Ein Gutachten der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) auf der Datengrundlage von 2020 ermittelte ein Fahrgastpotenzial von 823 Personen-Kilometern. Das Kriterium des Freistaats Bayern für eine Reaktivierung der Werntalbahn wäre ein Aufkommen von mindestens 1000 Personen-Kilometern. Die Werntalbahn ist ein regional bedeutsames Verkehrsprojekt und sollte nicht aufgrund dieser Prognose aufgeben werden, zumal das Gutachten sich auf das Coronajahr 2020 bezieht und Faktoren wie der damalige hohe Homeoffice-Anteil und Krankenstand sowie der aktuelle Einfluss des Deutschland-Tickets, welches deutschlandweit bereits mehrere Millionen Menschen zusätzlich auf die Schiene gebracht hat, nicht berücksichtigt werden. Da ist beim Potential deutlich Luft nach oben. Pamela Nembach und Harald Schneider wollen sich aus diesem Grund dafür stark machen, dass im Landkreis eine Neuberechnung der Potenzialanalyse angestoßen wird, die ein besseres Bild zeichnen könnte.

Teilen